Freitag, 14. September 2012
Arbeit, Arbeit!
Wie läuft das eigentlich mit der Jobsuche in Deutschland? Ich habe ja noch nicht so viel Erfahrung, was das angeht, aber ich habe schon eine Vorstellung vom Ablauf. Man schickt eine Bewerbung, wartet darauf, zu einem Vorstellungsgespräch geladen zu werden, wartet auf die endgültige Entscheidung des Chefs und dann darauf, den Vertrag zu unterschreiben. Zwischen jedem Schritt liegen normalerweise ein paar Tage, wenn nicht sogar Wochen. Hier hingegen ist das manchmal anders.

Informiert hatte ich mich schon vor Monaten bei den deutschen Sprachschulen in Oviedo. Alle sagten mir, dass die neuen Kurse erst im Sommer beginnen würden und ich dann noch einmal nachfragen könnte. Also gut, dann eben warten. Meinen Lebenslauf hatten beide große Schulen und ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Dann der Anruf – den ich verpasste. In Bibliotheken muss man bekanntlich das Handy leise stellen, sodass ich gar nichts davon bemerkt hatte. Die E-Mail jedoch ist mir sofort aufgefallen: Wir brauchen noch Leute, um unser Kursangebot aufzustocken. Wollen sie nicht ein Vorstellungsgespräch machen?

Es war gegen 11 Uhr am Montag morgen, als ich diese Nachricht bekam. Das Vorstellungsgespräch, dass ich dann telefonisch vereinbarte, war zwei Stunden später. Zwei Tage später hatte ich bereits eine Probestunde gegeben und die feste Zusage, dass ich Anfang Oktober anfangen könne in der Tasche. Natürlich hat mir das einige Pläne durcheinander geworfen. Aber bei einem Job für neun Monate, mit Krankenversicherung und ordentlichem Gehalt kann man nicht einfach „Nein“ sagen.

Jetzt warte ich nur noch darauf, dass die Kurse endgültig festliegen und ich meinen Vertrag unterschreiben kann. Bis dahin machen wir Urlaub in Andalusien. Aber davon berichte ich euch beim nächsten Mal.



Deutschland : Eine Sommerreise - Teil 5 : Posso? Si, claro!
Nach einem so lustigen Abend fiel es mir natürlich umso schwerer, an den Abschied zu denken. Aber der Flieger war gebucht, die Abreise geplant und in Spanien wartete jemand sehnsüchtig auf mich. Also verbrachte ich die Nacht noch einmal in der Hauptstadt und hatte immerhin noch genug Zeit, mit dem zweiten Geburtstagskind zu frühstücken.

Und dann wieder zum Flughafen. Eigentlich hätte ich ja schon längst am vielbeschriebenen neuen Großflughafen starten sollen, aber nein. Es ging wieder zum alten Schönefeld. Immerhin kenne ich mich dort einigermaßen aus. Mein Flug ging – jetzt wird es lustig – über Mailand / Bergamo.

Heutzutage ist es tatsächlich günstiger, einen Zwischenstopp in einem anderen Land zu machen, das nicht mal mit auf dem Weg liegt, als direkt von A nach B zu fliegen. Dafür musste ich dann allerdings auch fünf Stunden am italienischen Flughafen warten. Ein bisschen Sonne tanken, ein bisschen lesen, ein bisschen nervös auf die Abflugstafeln starren. Hatte ich mich vielleicht doch geirrt in der Zeit? Ich hatte mich nicht geirrt.

Pünktlich zwei Stunden vor Abflug stand ich vor der Sicherheitsbeamtin, die mich noch einmal durchfilzen wollte. „Posso?“, fragte sie, was italienisch ist für „Darf ich?“. Meine spontane spanische Antwort „Si, claro!“, verstand sie allerdings nicht. Ich hätte doch „Si, certo!“, sagen sollen, aber so schnell konnte ich nicht umschalten. Ich hätte allerdings gedacht, ein einfaches „Ja“ würde ihr reichen. Dann versuchte sie es noch einmal auf Englisch, fragte mich dafür erst mal, ob ich denn diese Sprache spräche und fand dann endlich den Mut, mit ihrem Pieper über meine Sachen zu gleiten. Natürlich fand sie nichts und ich konnte weiter gehen.

Noch zwei Stunden wartete ich im Flughafen, der mir dieses Mal sehr lebendig vorkam. Das letzte Mal, als ich von dort abgeflogen war, war es neun Uhr abends gewesen und alle Geschäfte geschlossen. Jetzt aber gab es Mode, Souvenirs, Knabbereien zu kaufen. Hunderte Fluggäste tummelten sich an den verschiedenen Gates. Ein paar Deutsche, ein paar Italiener, ein paar Spanier und sehr viele bilinguale Kinder. Ich finde es immer wieder lustig, denen zuzuhören. „Mama, der Koffer é rotto!“ „Kaputt, mein Kind. Er ist kaputt.“ Dann wurde es Zeit einzusteigen. Ich fand einen Platz, lehnte mich zurück und wenige Stunden später begrüßte mich der spanische Sonnenuntergang.



Freitag, 24. August 2012
Deutschland : Eine Sommerreise - Teil 4 : Der Paketdienst bringt's
„Paketdienst!“, rief ich in die Türsprechanlage. Ich hatte ja auch einen Schlüssel in der Tasche, aber einfach reinkommen wollte ich nicht. Man stelle sich vor, ich hätte plötzlich ungefragt und unerwartet in der Wohnung gestanden. Bis meine Eltern realisiert hätten, dass ich es bin, hätten sie ja längst einen riesigen Schrecken bekommen. Also hatte ich geklingelt und stapfte nun mit meinem 10-Kilo Handgepäckkoffer nach oben. Mein Papa stand in der Tür und erwartete einen Postboten mit Paket. Mit einem derartig schweren Geschenk hatte er allerdings vermutlich nicht gerechnet. Die genaue Kilozahl lasse ich hier mal weg, ich möchte ja niemanden schocken.

Das Geburtstagskind selbst war dagegen noch nicht eingetroffen. Umso besser. Mir fehlten nämlich noch ein paar Kleinigkeiten für den folgenden Tag: Eine Geburtstagskarte, Geburtstagsblumen, Geburtstagsbrötchen. Nach langer, langer Zeit schwang ich mich endlich mal wieder auf’s Fahrrad und kutschierte durch die Haupt- – weil einzige – Einkaufsstraße Ludwigsfeldes. Die notwendigen Utensilien für den folgenden Tag waren schnell gefunden und sogar ein paar Ludwigsfelde-Postkarten für meinen Liebsten und seine Eltern konnte ich ergattern. Wie es der Zufall so will, ist auf einer dieser Karten sogar die Wohnung meiner Eltern zu sehen. Natürlich nicht von innen. Ganz am Rande, hinter dem Brunnenpärchen, sieht man einen Balkon unter vielen anderen. Schade, dass am Tag der Aufnahme dort gerade keine Geranien blühten.

Als ich meine Besorgungen erledigt hatte, war auch meine Mutter zu Hause eingetroffen. Sie staunte nicht schlecht, als ich plötzlich vor ihr stand. Dass sie sich freute, brauche ich wohl nicht extra zu betonen. Auch der Abend wurde etwas länger als geplant. Man quatscht eben doch noch mehr, wenn man sich gegenübersitzt, als nur über das Telefon. Den nächsten Tag verbrachte ich dann größtenteils mit Geburtstagsvorbereitungen: Beim Einkaufen helfen, Soljanka kochen für die große Familienfeier am nächsten Tag, ein schönes Outfit für den Abend aussuchen, und beim zweiten helfen, gemütlich essen gehen und dann nach einem kurzen Telefonat mit Spanien ins Bett fallen. Das Wochenende hielt schließlich noch mehr schöne, aber auch anstrengende Momente bereit.


Spaziergang im abendlichen Kerzendorf.

Mit der gesamten Familie feierten wir im kleinen Garten den großen Geburtstag. Sogar aus den USA waren Gäste angereist, mit denen man sich deutsch und englisch verständigte. Die Soljanka, die ich damals in Italien als typisch ostdeutsches Gericht verkauft hatte, wurde nun als traditionell spanische Küche eingestuft und gleich beim ersten Gang vollständig vertilgt. Auch an Salaten, Bouletten, Brot und Aufschnitt fehlte es nicht. Hungrig musste also keiner nach Hause gehen.
Auch der für den folgenden Tag geplante Tierparkausflug brachte uns eine kleine Überraschung. Hier war nämlich gerade Tierparkfest mit Konzerten, Vorführungen in Trachten aus der Zeit des Alten Fritz und einigen Anlagen zur Kinderbelustigung. Wir selbst lauschten Dirk Zöllner und seiner Band um festzustellen, dass auch seine Musik sich verändert hat. Warum auch nicht, der Mann ist ja schon eine Weile im Geschäft.


Der Dirk! Kennt ihr den eigentlich?


Geburtstag? Wer hatte hier Geburtstag?

Dann standen noch ein paar organisatorische Dinge an. Passfotos machen, Ausweis beantragen, Postkarten verschicken, Sachen packen. Mein letzter voller Tag in Deutschland würde mir dazu nämlich nicht allzu viel Zeit lassen. Ein weiteres Geburtstagskind beanspruchte da meine volle Aufmerksamkeit. Und natürlich: Das althergebrachte gemeinsame Essengehen, bei dem dieses Mal sogar ein paar Fotos entstanden sind. Die zeige ich hier aber lieber nicht. Censored! Nein, zu weit haben wir es nicht getrieben. Wir konnten ja alle noch nach Hause laufen. Aber der Kellner war doch recht belustigt.