Jetzt muss ich mir für meine Dienstagabende erst einmal eine neue Beschäftigung suchen, denn für den Moment ist mit dem wöchentlichen Stammtisch erst mal Schluss. Es wären auch ein paar sehr einsame Treffen oben im Café Oriental. Unsere spanischen Mitglieder sind immer noch in der Stadt und gehen ihren täglichen Geschäften nach, unsere deutschsprachigen Mitglieder aber haben sich bereits in Etappen zum naheliegenden Flughafen begeben und sich wieder auf die weite, deutschsprachige Welt verteilt.
Schließlich kann sich ein Erasmusstudent seine Aufenthaltsdauer auch nicht unbegrenzt aussuchen und selbst wenn einige diesen von einem halben auf ein ganzes Jahr verlängert haben, heißt das nicht, dass sie für immer bleiben können. Zuhause sind noch Kurse zu absolvieren, Prüfungen zu bestehen, Bachelor- oder Masterarbeiten oder gar Bewerbungen für das Berufsleben zu schreiben. Das sind Dinge, die man monatelang verdrängen oder vergessen konnte, aber jetzt kommt immer der Tag, an dem man die Koffer packen und nach Hause fliegen muss. Zum Glück weiß ich, dass man sich wiedersehen wird – sei es persönlich während eines Besuchs, oder digital über die allseits bekannten sozialen Netzwerke. Briefe schreiben wir ja nicht mehr...
Und was kommt gemeinhin vor jeder Trennung? Die Abschiedsfeier natürlich! Und diese sind normalerweise genauso ausgelassen am Anfang wie rührselig am Ende. Da helfen einige Tricks, um den Abend zu einer sehr schönen Erinnerung zu machen.
Diese kleinen Gentleman warteten geduldig auf die Gäste - sehr lecker übrigens...
Punkt Nummer 1: Gutes Essen! – Aber Achtung, wenn einfach jeder etwas mitbringen soll, stehen schnell mal drei Thunfisch-Empanadas auf dem Tisch. Oder das Hauptgericht wird fast im Ofen vergessen.
Noch mehr leckere Sachen...
Punkt Nummer 2: Multimediale Unterhaltung! – Sei es ein abwechslungsreiches Musikprogramm oder das Fußballspiel Spanien gegen Italien, welches vom Erasmus-Gastland gewonnen wird; alles hilft für die gute Stimmung.
Punkt Nummer 3: Spiele! – Habt ihr schon mal Activity mit mehrsprachigen Personen gespielt? Da muss man erst mal verstehen, was man überhaupt erklären soll. Wenn man Pech hat, malt man nämlich eine Pflaume, die auch richtig erraten wird, obwohl auf der Karte eigentlich das Wort Kirsche steht. Das gibt keine Punkte...
So sieht Einsatz aus!
Egal wie amüsant der Abend auch ist, am Ende kommt der Augenblick des Abschieds, der nie leicht ist. Da bleibt wohl nur, sich auf den neuen Stammtisch zu freuen mit seinen neuen Mitgliedern und neuen Bekanntschaften. Aber die gilt es erst mal zu finden...
„Was ist das denn?“, wird sich hier jeder Deutsche fragen, aber sicherlich wissen auch einige Spanier damit nichts anzufangen. „Felddienstag“ ist nämlich einer dieser Feiertage, die auf bestimmte Regionen begrenzt sind, in diesem Fall auf Oviedo. So kommt es, dass rund um Oviedo jeder arbeiten muss und wir in der Mitte sitzen und uns über einen freien Tag an der Sonne freuen können.
Ich hätte ja auch die Möglichkeit, an den Strand zu fahren und mir die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen, aber meine Haut beschwert sich noch immer über den letzten Sonnenbadetag, sodass ich ihr erst einmal eine Auszeit gönne. Stattdessen lasse ich mir den traditionellen Martes-de-Campo-Ausflug vorleben und tauche auch gleich ins Erlebnis mit ein. Dafür grundlegend ist zunächst einmal das sogenannte „Bollo Preñado“, ein mit Chorizo gefülltes Brötchen – „Schwangeres Bällchen“ genannt – und natürlich ein paar Flaschen Sidra.
Am "Martes de Campo" ähneln die Parks in Oviedo jenen im sommerlichen Berlin - nur, dass hier auch Sidraflaschen neben die Picknickdecke stehen...
Besonders begeistert bin ich, als ich mit meiner kleinen Tüte vom Bäcker im Park ankomme und alles bestens vorbereitet finde. Nicht nur Sidra und Bier stehen in den Kühltaschen bereit, auch Gläser wurden mitgebracht, Flaschenöffner, Chips, Flips, Sonnencreme und Handtücher zum Sitzen. So viel Organisation hatte ich für solch einen Tagesausflug gar nicht erwartet, aber ich genieße das gemütliche Zusammensein mit Freunden an einem warmen, sonnigen Tag – im Schatten natürlich. Als es langsam kühler zu werden beginnt, wandern wir weiter zur nächsten Kneipe, wo wir den Abend zur Nacht machen und langsam ausklingen lassen. An solche Traditionen kann ich mich gerne gewöhnen...
nadinemes am 08. Juli 12
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Asturien ist ein stolzes kleines Land. Und vor allem ist man hier ausgesprochen stolz auf seine Kultur und seine Geschichte. So wundert es nicht, wenn man hier und da und immer wieder auf alte Traditionen stößt, die von der Bevölkerung wieder zum Leben erweckt werden. Die Worte „handgemacht“ und „hausgemacht“ sind der Schlüssel in die Herzen der Käufer, des Publikums und der Touristen. Die „Feria de la Artesania“ ist ein Höhepunkt solcher Liebhabereien. Hier kann man nicht nur Käse, Wurst, Marmelade, Honig und vieles mehr direkt vom Produzenten kaufen, man kann bei vielen Produkten auch den Herstellungsprozess selbst beobachten.
Zum Beispiel bei den Holzschuhen. Jetzt werden viele von euch sicher zuerst an die Niederlande denken, aber nein, auch in Asturien sind die in den Dörfern immer noch sehr beliebt, wenn Großvater José aus seinen Puschen schlüpft und mit den Holzklötzen an den Füßen durch den durchnässten Garten läuft – nicht, weil er den Gartenschlauch angelassen hätte, sondern weil es zwischen Meer und Bergen einfach unheimlich oft regnet.
Wenn der Holzschuhmacher seinem Beruf nachgeht, schaut auch das Regionalfernsehen ganz genau zu
Und was gibt es noch besonderes auf der Messe? Tiere zum Beispiel. Hunderte verschiedener Vögel. Darunter ein Pfau, halb „normaler“ halb königlicher Abstammung, ein paar Papageien und andere Kanarienvögel. Und nicht nur für ein ordentliches Gezwitscher, auch für die Nase ist gesorgt. Die Schweine, Schafe und Affen geben dafür ihr Bestes. Das Schmuckstück der Ausstellung dagegen ist eindeutig das kleine Kängurubaby, dass den neugierigen Zuschauern aus seinem Hundekorb schüchtern entgegenblickt.
Eine Kreuzung aus dem "normalen" und dem weißen Königspfau - Der Junge wirkt schon etwas fleckig
Der Star des Tierzeltes
Es folgt ein Zelt voller Bonsaibäume und mittelalterlicher Musikinstrumente, sowie ein ziemlich übelriechendes Käsezelt. Zu guter letzt gibt es auch Honig und allerlei süße Leckereien zu kaufen. Und das alles auf den Dächern des hiesigen Hauptbahnhofes.
Ein ganzer Wald auf dem Dach. Zum Glück sind diese Bäumchen keinen halben Meter hoch...
Und wem das alles nicht genug ist, der kann auch auf den Kathedralplatz gehen. Denn hier wird aus der Messe ein Markt. Dazwischen stehen beinbetriebene Kinderkarussels und dann, so still, dass ich sie schon für Attrappen halte, ein paar Kühe vor einen Karren gespannt. Auch die Reitesel und ihr kleiner Nachkömmling sind eine große Attraktion, besonders für die kleineren Besucher. Aber auch für die großen Besucher der „Feria de la Artesania“ ist es ein gelungener Sonntag und man freut sich schon auf das nächste Mal.