Dienstag, 3. Januar 2012
Frohes neues Jahr!
Was hatte ich mir alles ausgedacht an tiefgründigen Weihnachtswünschen, an poetischen Verformungen des alljährlichen Grußes zum Dezemberende. Was wollte ich euch nicht alles schreiben! Und dann kam es eben doch wieder, wie es kommen musste: Ich hatte keine Zeit.

Ich stieg in ein Flugzeug, pünktlich am 21. Dezember. Dennoch hatten wir mehr als eine Stunde Verspätung, sodass ich meinen Anschlussflug von Madrid nach Berlin verpasste und eine ungewollte Übernachtung in Madrid einschieben musste. Dafür lernte ich eine Deutsche koreanischer Abstammung kennen, die gerade in Portugal arbeitet und ebenfalls ihren Flug verpasst hatte. Und da wurde mir mal wieder klar: Jede verzwickte Situation erleidet sich doch zu zweit viel einfacher.

Und dann in Deutschland? Nun, die meisten von euch wissen, wo ich mich wieder herumgetrieben habe. In Ludwigsfelde natürlich und manchmal auch in Potsdam oder Berlin bei meiner Familie und meinen Freunden. Und wie das so ist, verbrachte auch ich dieses Weihnachten die meiste Zeit mit Essen und Schlafen.

Zu Silvester hingegen habe ich mich dieses Jahr dazu hinreißen lassen, mit hunderttausenden von Leuten vor dem Brandenburger Tor zu feiern. Ich hatte ja gedacht, man müsste sich schon während der Proben reinschleichen um eine Chance zu haben, etwas zu sehen, aber richtig voll wurde es erst zu Programmbeginn. Viele klagten trotz der Enge über die Kälte – was wohl die Besucher vom letzten Jahr dazu sagen würden? Und argwöhnisch wurden sämtliche Interpreten beäugt und belästert. Den größten Erfolg zumindest in unserer Ecke hatten übrigens – wer hätte es gedacht? – Marianne Rosenberg und Udo Jürgens! Es scheint doch so, als könnten moderne Technik und Medienberatung nicht gegen das kollektive Gedächtnis mehrer Generationen ankommen.
So richtig Stimmung kam dann allerdings auch erst mit dem Countdown und dem anschließenden Feuerwerk auf. Was ein gelernter Pyrotechniker zusammenkomponiert ist ja auch etwas anderes, als die paar Raketen, die man mit Freunden oder Familie sonst so anzündet. Und meine Angst, von herumfliegenden Böllern verletzt zu werden, war zum Glück unbegründet. Die Sicherheitskontrollen hatten zwar ihren Namen kaum verdient, aber die Leute um uns herum schienen vernünftig genug zu sein, um solche Späße eben gar nicht erst auszuprobieren.

Kurz und gut: Wir haben alles, samt Rückfahrt und nun auch den Rückflug heil überstanden und bereits heute ging es wieder an die Arbeit. Wenn auch nur halb: Ein Schild am Bibliotheksgebäude teilte mir mit, dass wir diese Woche geschlossen haben. Aber man hat ja auch sonst noch genug zu tun in einer Bibliothek, da braucht man gar nicht unbedingt die Nutzer, um die Langeweile zu vertreiben.

Und während wir nun munter auf das spanische Weihnachtsfest am sechsten Januar zugehen, möchte ich die Chance doch noch einmal nutzen, um euch zum frisch gebackenen Jahr alles Gute zu wünschen. Ich hoffe, ihr werdet viel erleben, für das es sich zu leben lohnt. Und ich hoffe, ihr werdet im richtigen Moment die Augen offen haben, um die kleinen Wunder dieser Welt auch zu sehen. Und zuletzt denke ich, ihr werdet mir verzeihen, wenn ich mal wieder wochenlang nicht schreibe. Seid sicher, das ist, weil ich mich mal wieder kopfüber ins Leben gestürzt habe und darin herumtauche. Ihr seid herzlich eingeladen, mitzuschwimmen!


Frohes neues Jahr euch allen!



Sonntag, 18. Dezember 2011
Überschwemmt
Manchmal freut man sich über den Regen. Auch wenn er kalt ist und nass und dank starken Windes in wenigen Sekunden beide Hosenbeine völlig durchnässt hat. Am Freitag waren die Milliarden von Tropfen der reinste Segen für viele Orte nahe der Autobahn zwischen Oviedo und Grado.

Nicht nur, weil es bereits vor Sonnenaufgang 20 Grad waren, sondern vielmehr wegen den haushohen Flammen, die sich am Morgen durch die Wälder fraßen. Erst habe ich gar nicht weiter darauf geachtet. Hier in Spanien sind die Städte so stark beleuchtet, dass man öfter mal das Gefühl hat, es wären Feuer, die den Himmel so erleuchteten. Aber dann habe ich die Unruhe im Bus bemerkt und mit einem Blick aus der Frontscheibe war auch schon klar, woher sie rührte. Die Brände waren kilometerweit entfernt. Trotzdem konnte ich die Feuerzungen sehr gut erkennen und einzeln ausmachen. Der starke Wind, der auch den Bus öfter mal zur Seite zu drängen versuchte, hatte das Feuer zusätzlich angeschürt und über sämtliche Wälder und Berge verteilt. Noch dazu sagte ein Fahrgast, dass es etwa 5 Uhr morgens sogar schlimmer gewesen sei. Wie das Feuer ausgelöst wurde, ist laut Medienberichten immer noch nicht ganz klar. Aber eins ist sicher, der stürmische Regen zur Mittagszeit hat gestern einige Häuser vor den Flammen gerettet, die die Feuerwehr sicher nicht mehr lange unter Kontrolle hätten halten können.

Der Anblick hat mich einigermaßen aus der Ruhe gebracht. Waldbrände kenne ich aus dem Fernsehen und der Zeitung, aber selten schaue ich minutenlang aus dem Bus zu, ohne zu wissen, wie es überhaupt dazu kam und wen meiner neuen Bekannten es betrifft. Entsprechend verrückt verlief auch der Morgen und ich war fast schon gewillt, mich aus dem angekündigten großen Weihnachtsessen der öffentlich Angestellten Grados auszuklinken. Dies aber hätte mein Chef mit Sicherheit nicht erlaubt. Es wäre auch schade darum gewesen. Ein Abend mit nahezu 40 Mitarbeitern aus dem Rathhaus, aus der Casa de Cultura, aus der Musikschule und wer weiß, woher noch, dazu sehr gutes Essen und eine Life-Band, sowie jede Menge neue Bekanntschaften – so etwas sollte man sich nicht entgehen lassen.


Der Bürgermeister spricht einen Toast aus

Wann hätte ich sonst life miterleben können, wie leicht angetrunkene Kollegen tatsächlich beginnen, traditionelle asturianische Volkslieder zu singen? Und wann hätte ich sonst die Möglichkeit gehabt, Arm in Arm mit der Kulturbeauftragten Grados zu tanzen? Tatsächlich war ich etwas überrascht, mit welcher Energie und Freude die doch schon etwas älteren Kollegen den Paso-Doble, den Twist, aber auch eine mir schon eher vertraute Freestyle-Form tanzten. Nur sollte man deshalb nicht glauben, sich einfach gehen lassen zu können. Wer bei Shakira zu stark die Hüften schwingt, wird ziemlich merkwürdig angesehen. Und wie ich aus vertrauenswürdiger Quelle erfahren habe, sind die Spanier auch ganz schöne Lästermäuler. Ich bin gespannt.


Party!!!