Donnerstag, 19. Januar 2012
Gedichte einmal ausgestellt
Geplant hatten wir das ja schon vor vielen Monaten. Der Innenhof der Casa de Cultura de Grado sollte mit Gedichten in deutscher Sprache und spanischer Übersetzung ausgestellt werden, zahlreiche bannerähliche Illustrationen sollten von den Wänden hängen, jedes einzelne eine künstlerische Umsetzung der Gedanken, die in den jeweiligen Texten ausgedrückt werden, gefertigt von den Teilnehmern unseres Illustrationswettbewerbs. Von oben herab sollten gedichtbedruckte Blätter regnen, während die Besucher der Auftaktsveranstaltung sinnend gesprochenen Versen lauschen...

Ich fange gerne in Konjunktiven an, wenn es darum geht, meine Pläne und die daraus entstandenen Fakten zu schildern. Fazit ist: Nichts, was ich mir bisher für das „Año Aleman“ ausgedacht habe, ist auch so eingetreten, wie ich es vor meinem inneren Auge gesehen habe. So sind die hochaktuellen Gedichte deutscher Herkunft nun doch fast oder mehr als 100 Jahre alt, damit wir nicht etwa gegen das Urheberrecht der Autoren verstoßen. Sowieso konnte ich nur aus dem begrenzten Fundus der überhaupt ins Spanische übersetzten Texte auswählen und um auch die Übersetzerrechte zu beachten, musste ich mich auf den einen Übersetzer beschränken, der mir sein Ok für die Veröffentlichung in der Ausstellung gab. Die Teilnahme am Illustrationswettbewerb war zunächst so dürftig, dass wir die Größe der einzusendenden Werke von Bannergröße auf Lesezeichengröße heruntersetzen mussten. Demzufolge wirken nun Creative-Commons-Bilder als Blickfang und Ausschmückung der Gedichte, während die Wettbewerbsbeiträge zwar noch zentral ausgestellt, aber doch eher nebenbei zu betrachten sind.

Aber um diese Details geht es ja auch gar nicht. Es geht darum, viele Facetten der deutschen Literaturkultur an das spanische Publikum heranzubringen. Jeder, der auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht hat, am Wettbewerb teilzunehmen, hat auch ein paar der als Anreiz dienenden Verse gelesen. Und die eingegangen Bilder zeigen – auch deutsche Gedichte können berühren, inspirieren und anregen.

Vielleicht hat sich der ein oder andere spanische Künstler ja auch plötzlich den Autoren etwas näher gefühlt und begriffen: Deutschland ist mehr als nur Merkel und Wirtschaftspolitik.
In einer Zeit, in der Deutschkurse hier in Spanien völlig überlaufen sind und jeder zweite Arbeitslose darüber nachdenkt, den deutschen Arbeitsmarkt zu erkunden, kann ein bisschen Kulturvermittlung nicht schaden. Und wo könnte das besser geschehen, als hier in der Casa de Cultura, und wann besser, als im „Año Aleman“?








Mittwoch, 11. Januar 2012
Die drei Weisen aus dem Morgenland
Fast auf der ganzen Welt warten die Kinder zum Jahresende nur auf eines: Auf die Ankunft des Weihnachtsmannes. Mit seiner großen, schnellen Rentier-Kutsche fliegt er über das Land, springt durch Kamine und neuerdings offenbar auch durch Heizungsrohre, putzt sie mit seinem dicken roten Mantel einmal ordentlich sauber und verteilt unter dem nadelnden Tannenbaum die Geschenke aus dem großen braunen Sack an alle, die brav waren im letzten Jahr. Und seien wir ehrlich: Auch an die, die es nicht waren.

Aber habt ihr euch nicht manchmal gefragt, wie er das denn alles alleine schafft? „Er ist ja nicht allein!“, sagen jetzt belesene kleine Köpfe. Da sind ja auch noch die Zwerge, die ihm helfen. Andere haben gelesen, dass es Elfen seien, die dem dicklichen Alten das ganze Jahr über zur Hand gehen und wenn ich mich recht erinnere, habe ich auch schon einmal fleißige Mäusehände in den Weihnachtsbüchern gesehen, die die Geschenke sorgfältig mit Papier umwickeln.

Hier in Spanien werden die Kinder jedoch blitzschnell auf eine andere Antwort kommen. Die „Reyes Magos“ sind es, die heiligen drei Könige, die zu Weihnachten zu den Kindern nach Hause kommen. Und zwar nicht am 24. Oder 25. Dezember, sondern am 6. Januar! Der Weihnachtsmann kommt erst seit ein paar Jahren nach Spanien. Früher haben Balthasar, Caspar und Melchior das alles allein gemacht. Nur mussten die Kinder dann die ganzen Ferien über mit ihren alten Spielsachen spielen. Und die neuen bekamen sie ausgerechnet dann, wenn die Schule wieder losging. Also hatte der Weihnachtsmann endlich Erbarmen mit den armen Niños, und schenkte ihnen auch etwas, um die Zeit zu überbrücken.

Die Hauptrolle konnte er den heiligen drei Königen deswegen aber nicht abluchsen. Die spielen sie weiterhin in den spanischen Weihnachtsgeschichten und auf der „Cabalgata“, dem Festumzug, mit allerlei Besuchern aus dem Morgenland. Bestimmt, weil sie es auch sind, die bereits bei dieser Gelegenheit in allen größeren Städten Spaniens mit Bonbons um sich werfen. Aber Vorsicht! Die sind hart und knallen auch gerne mal an Köpfe, oder noch schlimmer, an empfindliche Digitalkameras. Und nicht zuletzt finden wir auch in den „Belenes“, den detaillierten und oft viele Quadratmeter großen Krippenspielen nirgendwo einen alten Mann mit Rauschebart und rotem Umhang. Die drei heiligen Könige, mit den ersten Weihnachtsgeschenken Weihrauch, Myrre und Gold in den Händen, die fehlen aber äußerst selten.

Alle strömen nach Bethlehem:




Kinder auf ihren Eseln,




das Gefolge des Emirs auf den Pferden,




Kameltreiber mit ihren Tieren,



und selbst Könige kommen hinterdrein




zu Maria und Josef und ihrem Kinde.