Es hat aufgehört zu regnen. Nach einigen Tagen sehen wir hier das erste Mal wieder die Sonne. Die Flüsse, deren Wasserspiegel teilweise mehrere Meter angestiegen waren, pegeln sich langsam wieder auf ein normales Maß ein. Die neugebaute Gradoer Schienenunterführung, in der das Wasser über einen Meter hoch stand, ist auch bald wieder befahrbar und die Welt kehrt wieder zur Normalität zurück.
Nicht so allerdings in der Gradoer Stadtbibliothek. Hier steht ab nächstem Montag ein großer Umbruch bevor, denn mein Praktikum läuft langsam aus. Nicht, dass ich meinen Wert dort für unschätzbar halten würde, aber bei der Wahl zwischen einer unausgebildeten Aushilfskraft und einer unausgebildeten Aushilfskraft plus ausgebildeter Praktikantin ist letzteres schon erheblich besser. Zumal der Einsatz neuer Kräfte derzeit noch nicht in Sicht ist. Die Stelle eines Bibliothekars ist zwar ausgeschrieben, das Geld fehlt aber hinten und vorne und daher wird sie einfach nicht besetzt. Stattdessen kürzen wir unsere Öffnungszeiten nun von 10.30 Uhr bis 21 Uhr auf 12.30 Uhr bis 21 Uhr, mein Chef Gustavo verbringt zwei Stunden seiner sowieso knapp bemessenen Zeit hinter dem Bibliothekstresen und dann schlägt sich den Rest der Zeit das „Mädchen für alles“, in diesem Fall aber ein Mann, mit den Kindern herum, die jeden Nachmittag die Bibliothek stürmen.
Ich bin sehr gespannt, ob ich, wenn ich als Nutzer mal wieder vorbeischaue, überhaupt noch ein Buch an der richtigen Stelle wiederfinden werde. Vielleicht packt mich ja dann wieder der bibliothekarische Ordnungswahn und ich verbringe meine Freizeit damit, die von den Nutzern verstellten Bücher an ihren Platz zurück zu bringen. Derzeit aber gedenke ich, den kommenden Montag als meinen letzten, wenn auch außerplanmäßigen Arbeitstag anzusehen. Denn laut Praktikumsvertrag ist meine Arbeit in Grado beendet. Nur die Besprechung der asturianischen Bibliothekare über Leseförderung und Projektorganisation in Pravia möchte ich mir trotzdem nicht entgehen lassen. In Sachen Eigeninitiative kann man nämlich von diesen Leuten noch eine ganze Menge lernen.
Und danach? Bleibe ich erst mal hier. Unsere kleine Wohnung haben wir ja bis Juli gemietet und ein spanischer Sommer mehr wird mir sicher nicht schaden. Das ist für mich auch eine wunderbare Möglichkeit, mich mit anderweitigen Projekten zu beschäftigen und wenn ich Glück habe, flattert mir in den nächsten Monaten sogar noch ein Arbeitsvertrag von der Bibliothek ins Haus. Es bleibt also spannend und ihr bekommt in diesem Blog noch einige Geschichten zu lesen.
Und falls ihr auch noch mal woanders nachschauen wollt, was ich so mache, verweise ich mit Freuden auf die folgende Adresse:
http://nadinemesserschmidt.weebly.com/index.html
Viel Spaß beim Schmökern!
nadinemes am 11. Februar 12
|
Permalink
|
2 Kommentare
|
kommentieren
Ich habe Besuch bekommen! Der erste, um genau zu sein. Meine Eltern haben nun doch das Rennen gemacht und das, obwohl ich schon seit fast sechs Monaten hier in Asturien bin. Aber in Deutschland können nur wenige so wie hier einen Tag vorher Urlaub beantragen. Da muss man schon längerfristig planen und so kommt es dann, dass der Besuch auch mal genau in die Wintermonate fällt. Aber umso besser! Denn hier ist es derzeit zwar ziemlich regnerisch, die Temperaturen sind jedoch noch nicht unter null Grad gesunken. Die Tageshöchsttemperaturen halten sich stattdessen zwischen fünf und zehn Grad, was vielen in Deutschland vermutlich gerade wie Sommer vorkommen muss. Die Spanier meckern aber trotzdem über die vermeintliche Kälte. Deswegen leiste ich fleißig Aufklärungsarbeit und mache jeden, der sich beschwert, darauf aufmerksam, dass es in Deutschland viel kälter ist. Übrigens: In Moskau sind gerade minus zwanzig Grad. Es könnte eben immer noch schlimmer kommen...
Wir jedenfalls haben das verlängerte Wochenende gut genutzt. Es ging in die Berge, es ging ans Meer, es ging dorthin, wo man die Berge und das Meer gleichzeitig betrachten kann. Den Regenschirm immer im Anschlag marschierten wir durch Oviedo, wo ich mal wieder meine Orientierungslosigkeit unter Beweis stellen konnte. Natürlich durften auch die wunderbaren Köstlichkeiten aus der asturianischen Küche nicht fehlen: Weiße Bohnen gekocht mit würziger Chorizo, Blutwurst und magerem Speck, Kalbsfilet in Käsesoße, Fisch, bei dem allerdings das nach Meinung der Spanier beste, nämlich die Schrimps und die Muscheln, auf dem Teller blieb und natürlich ein feines Glas Sidra, traditionell eingeschenkt mit der Flasche über dem Kopf und dem Glas an der Hüfte.
Nahe der Höhle von Tito Bustillo philosophierten wir darüber, wozu die Urmenschen wohl all diese Bilder an die Wand gemalt hatten und wer sich wohl alles einen Scherz erlaubt und im Nachhinein was hinzugefügt hatte. Und am Strand von Gijón lustwandelten wir die Promenade entlang, besahen uns die „Skyline“ der eben nicht ganz Hauptstadt von Asturien und schlossen den Abend gemütlich mit heißer Schokolade und Kaffee ab – zu sechst diesmal, wohlgemerkt.
Auch in Asturien liegt Schnee - aber nur ganz weit oben
Die Jesusstatue in Naranco einmal bei Abenddämmerung
Auch wir genießen den Ausblick auf die Stadt
El Fito - Aussichtspunkt
Eine Burg in Las Caldas - das letze Mal haben wir sie nicht gefunden, sie hatte sich gut getarnt...
Cangas de Onis - Eine Brücke von Römern gebaut und im Mittelalter erweitert
nadinemes am 03. Februar 12
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren