Überschwemmt
Manchmal freut man sich über den Regen. Auch wenn er kalt ist und nass und dank starken Windes in wenigen Sekunden beide Hosenbeine völlig durchnässt hat. Am Freitag waren die Milliarden von Tropfen der reinste Segen für viele Orte nahe der Autobahn zwischen Oviedo und Grado.

Nicht nur, weil es bereits vor Sonnenaufgang 20 Grad waren, sondern vielmehr wegen den haushohen Flammen, die sich am Morgen durch die Wälder fraßen. Erst habe ich gar nicht weiter darauf geachtet. Hier in Spanien sind die Städte so stark beleuchtet, dass man öfter mal das Gefühl hat, es wären Feuer, die den Himmel so erleuchteten. Aber dann habe ich die Unruhe im Bus bemerkt und mit einem Blick aus der Frontscheibe war auch schon klar, woher sie rührte. Die Brände waren kilometerweit entfernt. Trotzdem konnte ich die Feuerzungen sehr gut erkennen und einzeln ausmachen. Der starke Wind, der auch den Bus öfter mal zur Seite zu drängen versuchte, hatte das Feuer zusätzlich angeschürt und über sämtliche Wälder und Berge verteilt. Noch dazu sagte ein Fahrgast, dass es etwa 5 Uhr morgens sogar schlimmer gewesen sei. Wie das Feuer ausgelöst wurde, ist laut Medienberichten immer noch nicht ganz klar. Aber eins ist sicher, der stürmische Regen zur Mittagszeit hat gestern einige Häuser vor den Flammen gerettet, die die Feuerwehr sicher nicht mehr lange unter Kontrolle hätten halten können.

Der Anblick hat mich einigermaßen aus der Ruhe gebracht. Waldbrände kenne ich aus dem Fernsehen und der Zeitung, aber selten schaue ich minutenlang aus dem Bus zu, ohne zu wissen, wie es überhaupt dazu kam und wen meiner neuen Bekannten es betrifft. Entsprechend verrückt verlief auch der Morgen und ich war fast schon gewillt, mich aus dem angekündigten großen Weihnachtsessen der öffentlich Angestellten Grados auszuklinken. Dies aber hätte mein Chef mit Sicherheit nicht erlaubt. Es wäre auch schade darum gewesen. Ein Abend mit nahezu 40 Mitarbeitern aus dem Rathhaus, aus der Casa de Cultura, aus der Musikschule und wer weiß, woher noch, dazu sehr gutes Essen und eine Life-Band, sowie jede Menge neue Bekanntschaften – so etwas sollte man sich nicht entgehen lassen.


Der Bürgermeister spricht einen Toast aus

Wann hätte ich sonst life miterleben können, wie leicht angetrunkene Kollegen tatsächlich beginnen, traditionelle asturianische Volkslieder zu singen? Und wann hätte ich sonst die Möglichkeit gehabt, Arm in Arm mit der Kulturbeauftragten Grados zu tanzen? Tatsächlich war ich etwas überrascht, mit welcher Energie und Freude die doch schon etwas älteren Kollegen den Paso-Doble, den Twist, aber auch eine mir schon eher vertraute Freestyle-Form tanzten. Nur sollte man deshalb nicht glauben, sich einfach gehen lassen zu können. Wer bei Shakira zu stark die Hüften schwingt, wird ziemlich merkwürdig angesehen. Und wie ich aus vertrauenswürdiger Quelle erfahren habe, sind die Spanier auch ganz schöne Lästermäuler. Ich bin gespannt.


Party!!!