Dienstag, 30. August 2011
Navigationshilfe
Vorweg ganz kurz in eigener Sache:

Endlich habe ich festgestellt, dass es als normaler Leser wirklich schwierig ist, alte Beiträge auf dieser Seite zu finden.
Wenn man eingeloggt ist, erscheint nämlich rechts in der Navigationsleiste ein Button namens "Beiträge", den ich immer sehr eindeutig fand.

Allerdings gibt es den für die meisten von euch nicht.
Ihr habt aber die Möglichkeit, entweder unter dem Button RSS auf „Stories“ oder auch „Stories & Kommentare“ zu klicken. Dann könnt ihr durch weiteres Klicken auf den Beitragstitel auch den Beitrag lesen, ohne euch gleich für den RSS-Feed einzutragen.

Oder ihr geht unter „Navigation“ auf „Themen“. Wenn ich jetzt alle Beiträge einem Thema zugeordnet hätte, könntet ihr euch von dort aus weiterklicken. Habe ich aber nicht. Mache ich aber noch. Versprochen.

Ich hoffe, ich konnte euch damit ein bisschen helfen. Vor allem natürlich denen, die nicht die Zeit haben jeden Tag reinzuschauen und die Beiträge einfach auf der Startseite zu lesen.

Danke für's fleißige Lesen und viele Grüße aus dem wolkigen Asturien,
Nadine



Sprachlos
Langsam geht es richtig los hier mit der Arbeit. Inzwischen bin ich dabei, einige Ausstellungen, natürlich sehr geringen Umfangs, zu konzipieren. Da meine bisherigen Ideen auf Zustimmung stießen, werde ich wohl in gleicher Manier fortfahren und mir damit mal wieder selbst unheimlich viel Arbeit machen. Denn wie mein Chef sehr treffend bemerkte, werde ich es sein, die diese kleinen Veranstaltungen, in deren Mittelpunkt die deutsche Literatur stehen soll, auch in die Tat umsetzt. Na dann, frohes Schaffen!

Ich denke, das kann mir nur recht sein. Besonders in dieser Woche, in der wir noch die Sommeröffnungszeiten von 9.00 Uhr bis 14.30 Uhr haben und gleichzeitig drei Mitarbeiter in der Bibliothek sind, gibt es nämlich sonst nicht viel zu tun. Und nachdem ich nun heute um die 20 Bücher zu Ende katalogisiert hatte, konnte ich auch mal ganz in Ruhe einer kleinen Gruppe von Nutzern zuschauen, die sich für einen Sprachkurs bei uns versammelt hatten. Nun könnte man natürlich sagen, ein Sprachkurs gehöre nicht in die Bibliothek, weil das viel zu laut wäre. Unter normalen Umständen würde ich dem zustimmen, hier jedoch ist das anders. Nicht, weil in spanischen Bibliotheken das Gebot der Ruhe nicht eingehalten würde – im Allgemeinen wird es das -, sondern, weil die Sprache, die diese Leute erlernen, die Gebärdensprache ist.

Ich könnte ihnen stundenlang zusehen und versuchen zu erraten, was sie gerade reden. Einige Zeichen scheinen eindeutig zu sein aber sicher sein kann ich mir natürlich nie.
Aber das ist ja nicht Neues mehr für mich. Immer öfter ertappe ich mich hier dabei, dass ich den roten Faden der Unterhaltungen meiner Kollegen verliere und beim späteren Hinhören der Anfang nicht mehr zum Ende passt. Und während ich noch denke, dass über Hunde und deren große Augen gesprochen wird, geht es in Wirklichkeit schon wieder um’s Essen. Ich hoffe inständig, dazwischen etwas verpasst zu haben. Ansonsten war das ein sehr merkwürdiger Gesprächsverlauf.

Ich frage mich ernsthaft, wie die ganzen Pilger, die derzeit zuhauf durch das kleine Grado hindurch und auch manchmal in die Bibliothek hineinziehen, eigentlich mit den Sprachschwierigkeiten zurechtkommen. Bei uns suchen sie jedenfalls nicht nach Wörterbüchern – ich nehme stark an, einen kleinen Pilgerführer werden sie dabei haben. Sie suchen nach einem kostenlosen Internetanschluss, den Grados Bibliothek natürlich bietet. Und während ich noch denke, der pilgernde Franzose vor mir würde nur darauf warten, bis der nächste PC frei wird, surft der schon gemütlich mit seinem Smart-Phone in der virtuellen Weltgeschichte herum. Ich merke schon, ich bin doch sehr Rückständig mit meinem Klapphandy.

Egal, dafür merke ich langsam, wie meine Arbeit Früchte trägt. Immer öfter werden Bücher ausgeliehen und auch schon wieder zurückgegeben, denen ich persönlich den Stempel verpasst habe. Und heute habe ich bei der Ausleihe sogar ein sehr vertrautes Wort gehört. Eines, das man gerne hört, was ich aber von einem spanischen Nutzer nicht erwartet hatte. Es stellte sich heraus, dass es auch das einzige ist, das er in der deutschen Sprache kennt. Und dann ist es auch noch eines der besten, die man kennen kann:
Danke!



Samstag, 27. August 2011
Andere Länder, andere Sitten
Das wäre ja auch noch schöner, wenn man über 2000 Kilometer von seiner Heimat entfernt wäre und alles wäre genau wie zuhause. Wenn es schon innerhalb des eigenen Landes viele Unterschiede in Alltag und Lebensstil gibt, ist das im Ausland natürlich umso deutlicher. Das fängt schon an beim Umgang mit Kollegen, Freunden, Freunden von Freunden und so weiter und so fort an, geht weiter über Alltagsangelegenheiten wie einkaufen gehen oder Arztbesuche und dann ist natürlich auch die Bürokratie hier eine ganz andere. Über besser oder schlechter kann und will ich mir hier kein Urteil erlauben. Wer in andere Länder reist, muss offen sein für Neues und sich den Gegebenheiten anpassen können. Mit ein bisschen Glück findet man auch die viele Kleinigkeiten, die am fremden System besser sind als am altbekannten.

Zum Beispiel kenne ich hier lediglich meinen Chef mit Nachnamen. Besser gesagt; mit seinen beiden Nachnamen. Die Spanier übernehmen nämlich bei ihrer Geburt traditionell den ersten Nachnahmen des Vaters und den ersten Nachnahmen der Mutter. Heißt also der Vater mit seinen „Apellidos“ A B und die Mutter C D, so heißt das Kind dann A C. Heutzutage kann man den Nachnamen aber auch völlig frei zusammenstellen, wobei aus den insgesamt vier Nachnamen einfach zwei ausgewählt werden. Na, wie viele Kombinationen gibt es dann?

Außerdem übernimmt hier bei der Hochzeit keiner den Namen des anderen. Dann gibt es wenigstens keine Scherereien mit der Bürokratie, wenn man Ausweis, Krankenkassenkarte, EC-Karten, Kreditkarten, Bibliotheksausweise oder Ähnliches ändern muss. Und da hier sogar in den Geschäften nur die Vornamen an den Namensschildern stehen, wäre ein solcher Aufwand auch völlig überflüssig. Kurz und gut: Es duzt sich jeder und ich daher auch alle meine Kollegen und natürlich auch die Eltern meines Freundes. Es wäre vermutlich sogar beleidigend oder kränkend für sie gewesen, hätte ich sie mit ihren Nachnamen angesprochen.

Weiterhin wichtig ist, dass die Namen, wie der gesamte Wortschatz überhaupt, hier weniger Konsonanten haben, als in Deutschland. Mein eigener Nachname, mit insgesamt 10 Konsonanten und nur 3 Vokalen, hat daher sogar schon einen Alarm ausgelöst. Naja, eigentlich war es nur eine Fehlermeldung. Anders als in Deutschland nämlich, wo an jeder Ecke eine Privatpraxis eines anderen Allgemeinarztes zu finden ist, geht man hier bei medizinischen Problemen ins sogenannte „Centro de Salud“. Und damit man dort auch registriert als nahe wohnhafter Bürger ist, muss man in das Computersystem eingetragen werden. Wenn dann aber ganze 5 Konsonanten hintereinander im Namensfeld erscheinen, ist der Computer doch einigermaßen verwirrt und piept ratlos vor sich hin. Glücklicherweise kann man diese Warnung einfach übergehen und somit bin ich also inzwischen auch offiziell dort angemeldet.

Das war ja dann nicht ganz so schwierig. Woran ich mich aber immer noch nur schwer gewöhnen kann ist die Tatsache, dass man den Müll hier nur abends rausbringen darf. Die Idee dahinter ist einfach: Je länger der Müll draußen in der Hitze steht, desto größer ist die Gefahr, dass es in der ganzen Umgebung stinkt. Deshalb werden hier in Oviedo die Tonnen – die erheblich kleiner sind, als ich sie aus Deutschland kenne – einfach erst abends auf die Straße gestellt und dann mitten in der Nacht wieder abgeholt. Das ist irgendwie sinnvoll, aber auch enorm unpraktisch, wenn es darum geht, den Müll einfach mitzunehmen, wenn man sowieso aus dem Haus muss. Es sei denn, man übernimmt den spanischen Lebensstil und geht abends gegen acht oder neun noch mal seine Sidra trinken. Dann müsste man aber auch so konsequent sein, nach Mitternacht heimzukehren, länger zu schlafen und erst gegen halb zehn Uhr früh zur Arbeit zu kommen, wie mein lieber Chef das gerne macht. Aber dafür fühle ich mich dann doch noch ein bisschen zu deutsch.