Picos de Europa
Es ist schon wieder passiert. Ein Flugzeug ist in Oviedo gelandet und hat uns jemanden mitgebracht. Dieser jemand ist natürlich nicht irgendwer – in eifrigen Nadineinspanien-Leserkreisen ist er, bzw. sie auch als ‚DieSchwester’ bekannt, was unsere Beziehung zueinander wohl hinreichend beschreibt. Also: Meine Schwester hat uns besucht!

Das ist nun schon wieder mehr als eine Woche her. Die Eindrücke, die wir in diesen wenigen Tagen gesammelt haben, sind aber längst noch nicht verflogen. Wir hatten nämlich Glück. Asturien hat sich von seiner besten Seite und uns seine schönsten Sehenswürdigkeiten im besten Licht gezeigt. Das heißt natürlich nicht, dass wir immer nur Sonnenschein gehabt hätten, aber gerade in den Bergen kann so ein bisschen Nebel schon mal ganz besondere Wirkung entfalten. Fangen wir von vorne an:

Ich hatte sie ja erst gar nicht gesehen. Die Lautsprecher am Flughafen hatten bis jetzt erst die Landung des vorherigen Flugs aus London angekündigt, sodass ich nichtsahnend auf einem Stuhl saß und an meiner Cola nippte, als sie plötzlich neben mir stand. Wir hatten noch mehr als eine Stunde Zeit und ich entschied, ihr gleich mal eines der typischsten Merkmale dieses kleinen Landes zu zeigen, die gestelzten Getreidespeicher namens Hórreos – Richtig, man spricht es fast genauso wie den bekannten Schokokeks, aber es ist eben kein Oreo, sondern ein ziemlich großes Holzhäuschen, dass zum Schutz vor Nage- und anderen Tieren mehrere Meter über der Erde steht und nur über eine Betontreppe zu erreichen ist. Damit war der erste Haken im Reiseführer schon mal gesetzt.

Zurück in Oviedo machten wir einen kleinen Stadtspaziergang. Neben zahlreichen Kirchen und Statuen widmeten wir uns natürlich auch den asturischen Köstlichkeiten: Die Speisen wurden wohlwollend aufgenommen; dass beim kunstvollen Eingießen der Sidra aus Kopfhöhe ins hüfthoch gehaltene Glas öfter mal etwas daneben ging und den Boden besprenkelte dann doch eher nicht. Aber man kann eben nicht alles mögen.

Ein etwas weiterer Ausflug führte uns dann auf die Picos de Europa – eine Bergkette, in deren Inneren sich ein kleiner, klarer See auftut und noch schneeumhüllten Gipfel auf seiner Oberfläche spiegelt. Der blaue Himmel tat sein Restliches dazu, um die Landschaft malerisch zu verschönern.



Nach einem kurzen Abstecher zur Höhle von Covadonga fuhren wir zum fuhren wir weiter zum Aussichtspunkt ‚Mirador de El Fito’, wo uns gleich zwei Überraschungen erwarteten. Die erste setzte sich zusammen aus einer Gruppe von acht großen, spitzhörnigen Kühen, die von ihrem Besitzer im Gänsemarsch durch die Landschaft gerufen wurden. Da gab es keine Stöcke oder Lockkmittel. Alles was er machte, war sich auf eine Anhöhe zu stellen und nach ihnen zu rufen. Als sie kamen, setzte er sich wieder ins Auto zu seiner Familie und fuhr zur nächsten Anhöhe, während wir den Tieren staunend hinterher sahen und dem Läuten ihrer Kuhglocken lauschten.



Ob sie wohl von unserer Reiseverpflegung probieren wollen?

Die zweite Überraschung auf dem ‚Mirador’ war die Aussicht. Von früheren Besuchen wusste ich, dass man von hier aus gleichzeitig die Berge und das Meer sehen kann. Dieses Mal blieb uns dieser Anblick allerdings verwehrt. Stattdessen konnten wir ein anderes Schauspiel betrachten: Der Nebel, der aufgekommen war, floss ruhig und gemächlich von den Bergspitzen hinunter und legte sich über das Land. Es sah aus wie Zuckerwatte, weiße Zuckerwatte, die sich langsam den Weg durch die Baumwipfel bahnte.



Nach diesem Anblick schlossen wir den Ausflug mit einem gemütlichen Picknick am Strand ab.

In den folgenden Tagen machten wir zunächst Oviedo unsicher, stürmten das größte Shopping-Center in der Nähe und wanderten gemütlich durch die Altstadt, um uns abends von Naranco aus alles noch einmal von oben anzusehen. Noch einmal schlafen, und schon ging es nach Grado in ‚meine’ Bibliothek – in der sich die Lage leider noch kein Stück verbessert hat – und durch das kleine aber feine Stadtzentrum. Nachmittags nahm uns ein Kollege mit nach Gijón, wo wir die Strandpromenade entlang wanderten, die Altstadt bewunderten und uns durch das Gewühl der öffentlichen Verkehrsmittel schlugen um letztendlich tatsächlich an der erstaunlicherweise sehr belebten ‚Universidad Laboral’ anzukommen.

Zum Abendessen entführte uns mein spanischer Privatführer dann in ein Restaurant in der Nähe eines Schauplatzes von ‚Volver a empezar’ – Oscargewinner für den besten ausländischen Film des Jahres 1983! Die entsprechende kleine Brücke und den Waschplatz haben wir uns natürlich auch noch angesehen, bevor es endgültig nach Hause ging. Und schon war der Besuch wieder vorbei. Ein weiteres Flugzeug erhob sich in die asturischen Lüfte und trug meine Schwester sicher wieder zurück nach Berlin.




nadinemes am 19.Mär 12  |  Permalink
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