Zeitverschiebung
Nicht nur, dass hier die Sonne einfach mal fast eine Stunde später aufgeht, auch mit der spanischen Zeiteinteilung an sich ist das so eine Sache. Heute zum Beispiel zog sich die Zeit ziemlich in die Länge, als wir versuchten, mir ein Konto einzurichten. Mein spärliches, aber immerhin vorhandenes Gehalt muss nämlich an eine spanische Bank überwiesen werden, damit die Behörden die erhöhten Transaktionskosten einer Auslandsüberweisung sparen können. Nun geht man natürlich davon aus, dass es in der heutigen Zeit nicht so schwierig sein kann, so etwas zu realisieren.

Tatsächlich aber sagte man uns in der ersten Bank, ich bräuchte dafür eine „numero de identificación fiscal“ – sprich, ich muss mich beim Finanzamt anmelden. Dass das heute nicht mehr gehen würde, denn wir wollten ja auch noch irgendwann zur Arbeit, war ja klar. Aber auch zwei Mal fragen kostet nichts, und so sind wir einfach noch in eine andere Bank eingekehrt, damit sie uns Einlass ins Netz der Geldvermittlungen geben könnten. Und siehe da, hier waren mein deutscher Ausweis, das Training Agreement meines Stipendiums und ein Nachweis über meinen Wohnort plötzlich ausreichend, um ein Konto zu erstellen. Und nachdem die junge Dame vor uns nun alle meine Daten vorsorglich ins System eingefügt hatte, machte sie sich auch gleich daran, mir ein Konto zu eröffnen – bis das System streikte. Irgendwie wurde ihr gesagt, dass in meinen Daten keine Adresse zu finden sei. Nach etwa 15 Minuten Unterredung mit ihrer Kollegin rief sie daher in der Zentrale an. Hier sagte man ihr, dass sie lediglich vergessen hatte, die Hausnummer einzutragen, und das Programm die Adresse daher nicht erkennt. Soweit also zum Fehler im System.
Kurz und gut, wenige Minuten und gefühlte tausend Unterschriften später war mein Konto eröffnet und ich konnte auch gleich etwas Geld einzahlen, damit man meine EC-Karte bestellen kann.

Dann ging es endlich zur Arbeit, wo ich meinem Chef den Zettel mit meinen Bankdaten geben wollte. Der war aber nicht im Büro, sondern sprach mit einem Kollegen darüber, wie man das derzeit aktuelle Problem lösen könnte. Es ist nämlich so, dass heute die Eröffnungsveranstaltung für eine Ausstellung bei uns in der Casa de Cultura stattfand. Und jene Fotokunst, die man schon tags zuvor aufgehängt hatte, war teilweise zu Boden gestürzt. Mal davon abgesehen, dass einige Holzeinbindungen nun etwas eingedellt waren, mussten die Bilder natürlich bis zur Eröffnung wieder hängen. Und erneut stellte ich fest, dass die Uhren hier in Spanien etwas anders ticken. Denn während ich, die aus vorherigen Arbeiten Havariemanagement dieser Art durchaus kennt und langsam aber sicher auch beherrscht, völlig nervös durch die Gegend huschte um zu sehen, wo ich helfen kann, unterhielten sich meine Kollegen in aller Seelenruhe über die schönsten Dinge und der Künstler selbst lief mit einem seligen Lächeln die Wände entlang und brachte hier und da mal wieder eine Schraube an.

Tatsächlich hing dann auch alles zur rechten Zeit am rechten Fleck und Vicente Diaz Peñas (http://www.vdiazphoto.com/), erklärte den Besuchern gerne und ausführlich, wo er die Aufnahmen gemacht hatte, wie lange die Belichtung gedauert hatte und welche Tricks er noch anwendet, um solche Bilder zu mache. Er betonte auch, dass keines seiner Werke in irgendeiner Form mit Photoshop bearbeitet seien und bei all dem Enthusiasmus, den er an den Tag legte, glaube ich ihm das auf’s Wort.



Die Besucher der Ausstellung bewundern Vicentes Bilder



Der Bürgermeister hört andächtig zu, während Vicente seine Bilder erläutert



Gustavo (mein Chef) und Vicente posieren vor der Ausstellung (und ihrer Dekoration)



Gleichzeitig werden im oberen Flur Bilder der Schüler des Malkurses ausgestellt.