Mein erster Arbeitstag
Heute habe ich von meinem Chef einen sehr wichtigen Satz gelernt: „Im Sommer arbeitet man hier fast gar nicht, im Winter wenig.“ Eine scherzhaft gemeinte Aussage, die die Sache jedoch im Kern trifft. Meine Arbeitszeit hier ist eigentlich von 8 bis 16 Uhr. Daher hat mich mein persönliches Freundtaxi auch fünf vor acht vor der Tür abgesetzt. Tatsächlich ist die kleine Bibliothek Grados jedoch im Sommer nur von 9 bis 14.30 Uhr geöffnet. Und wenn das Gebäude erst ab acht geöffnet und dann auch schon um punkt halb drei abgeschlossen wird, kann man wohl nichts machen, als früh zu gehen und den Nachmittag zu genießen. Ich kann auch nicht behaupten, dass mein erster Arbeitstag so anstrengend gewesen wäre. Klar habe ich viel gelernt. Ausleihe und Rückgabe mit dem System Absynet sind bereits alltäglich geworden und die etwas anspruchsvolleren Sachen werde ich mir diese Woche noch einmal anschauen. Ansonsten bestand der Tag hauptsächlich aus reden, reden und reden – das heißt in meinem Fall eher zuhören, zuhören und zuhören. Wie bereits zuvor merke ich auch hier, dass vier Stunden in einer Fremdsprache so ziemlich das Maximum meiner Aufnahmefähigkeit darstellen. Und danach? Lächeln und Nicken. So schlimm ist es natürlich nicht. Ich habe auch später noch viel verstanden, aber man neigt dann doch eher dazu, der fremden Sprachmelodie wie Musik zu lauschen, ohne die Inhalte näher zu hinterfragen.
Einiges habe ich dann aber doch mitbekommen. So habe ich zum Beispiel viel über die Geschichte des Gebäudes, in welchem die Bibliothek ansässig ist, gelernt. Außerdem hat mir mein Chef die Kapelle gezeigt, in der des Öfteren Veranstaltungen durchgeführt werden. Bei dieser Akustik wäre ein Chorkonzert die reinste Wonne. Nur dürfte dann von Publikums-, oder Artistenseite keinesfalls geflüstert werden – jeder im Raum könnte es hören, wenn ein Wort auch nur gehaucht würde. Weiter ging es zum Ayuntamiento, dem Rathaus Grados, wo ich unter anderem dem Bürgermeister die Hand schütteln durfte! Da fühlt man sich schon so ein bisschen wie ein bunter Hund, wenn man überall mit „esta es la alemana“ – „das ist die Deutsche“ vorgestellt wird. Ansonsten bin ich bei manchen Mitarbeitern schon glücklich, wenn ich sie verstehe. Das alle schnell sprechen, ist ja klar. Aber viele Sprechen auch im Dialekt. Glücklicherweise ist asturianischer Dialekt dem Italienischen noch ähnlicher, als die spanische Sprache an sich. Im Übrigen existiert hier auch eine Diskussion darüber, ob man Städte und Ministerien nicht gleich nach dem Lokaldialekt benennen sollte. Die Idee ist, dass die akzentuierte Sprache genauso wichtig sei, wie das amtliche Spanisch. Ich weiß ja nicht, ob ich das befürworten soll. Denn „Grado“ hieße dann plötzlich „Grau“. Und das gefällt mir ja nun gar nicht!


PS:
Das habe ich in Deutschland auch noch nicht gesehen:



Ein Defibrilator zum selbst ausprobieren!