Deutschland : Eine Sommerreise - Teil 3 : Letzter Zwischenstopp in Brandenburgs Hauptstadt
Manchmal ist man überrascht, wie gut eine Oma mit fast 80 Jahren noch in Form sein kann. Immerhin muss ich zu meiner Verteidigung sagen, dass ich ja auch ein paar anstrengende Tage und ziemlich viele Kilometer hinter mir hatte, als ich am Dienstagabend auf ihrer Couch saß und mehr schlafend als wachend ihren Geschichten zuhörte. Da passierte es doch dann tatsächlich, dass ich ihr nach Mitternacht sagen musste, dass es jetzt wirklich Schlafenszeit für mich sei. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sich das am nächsten Tag noch einmal wiederholen würde.
Auch da nämlich überraschte sie mich mit ihrer Vitalität. Noch vor dem Mittagessen spazierten wir durch die Stadt auf der Suche nach einem passenden Geburtstagsgeschenk für das zweite Augustgeburtstagskind. Durch vielerlei schlaue Bücher wühlten wir uns im „Internationalen Buch“ in Potsdam – ein Laden, den ich Lesern, die mehr als nur den letzten Spiegelbestseller suchen, wärmstens empfehlen kann.
Tatsächlich wurde ich fündig und wir kehrten glücklich, weil erfolgreich wieder heim. Nach einem leckeren Mittagsgericht machten wir uns auf den Weg zur nächstgelegenen Anlegestelle der Weißen Flotte und dann ging es mit dem Schiff zwei Stunden lang über den Wannsee. Von dem guten Wetter könnten sich die Asturianer gerne einmal eine Scheibe abschneiden. Keine Wolke war zu sehen, kein Regentropfen fiel und vor allem fiel mir erstmals auf, wie gering die Luftfeuchtigkeit in Berlin und Brandenburg im Vergleich zu Asturien ist. Natürlich habe ich auch geschwitzt bei der Hitze. Aber zumindest klebte mein T-Shirt nicht gleich an der Haut fest.
Traumhafter Blick auf den Berliner Wannsee - Wer sagt da noch, dass Deutschland nicht schön ist?
Auch nach der Rückkehr auf das Festland waren wir vom Mittag noch gut gesättigt. Ein echt deutsches Kaffeetrinken durfte aber nicht einfach ausgelassen werden. Einem Pfann- und Spritzkuchen – sonst kriege ich das ja nicht, deswegen beides – folgte ein Tellerchen voll Eis.
Erneut überraschte mich meine Oma, als sie mich abends fragte, ob wir nicht noch um die Häuser ziehen wollten. Natürlich bedeutete das in diesem Fall nicht, dass wir uns in Miniröcke gequetscht und durch die Clubs getanzt hätten. Stattdessen spazierten wir gemütlich durch das Holländerviertel und landeten auf der Terasse eines italienischen Restaurants. Der Duft der Pizza unserer Nachbarn war so verführerisch, dass wir zumindest eine Portion Bruschetta bestellen mussten. Auf unsere Getränke warteten wir eine kleine Weile. Und dann wurden sie auch noch vertauscht auf den Tisch gestellt. Es ist aber auch verwirrend, wenn das scheinbar noch junge Mädchen sich für einen Limoncello – einen typischen Zitronenlikör aus dem Süden Italiens – entscheidet und ihre Großmutter einfach nur eine große Apfelsaftschorle bestellt. Es war schon fast 22 Uhr, als wir wieder zu Hause ankamen, und wieder fast Mitternacht, als ich meine Oma völlig übermüdet überzeugen musste, dass wir doch bald ins Bett gehen sollten. Man merkt schon, auch ich bin nicht mehr die Jüngste.
Das Holländerviertel in Potsdam - So viele rote Backsteine!
Am frühen Nachmittag des nächsten Tages rollte ich bereits wieder mit meinem Handgepäckkoffer durch die Straßen. Meine Oma begleitete mich noch zum Busbahnhof, wo ich auf eine ehemalige Chorkollegin traf. Da auch wir uns seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen hatten, erschien die Busfahrt nach Ludwigsfelde auch nur noch halb so lang. Dann trappelte ich den altbekannten Weg über den Nettoparkplatz zu meiner alten Straße und klingelte an der Haustür meiner ahnungslosen Eltern...
nadinemes am 15. August 12
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