Frohes neues Jahr!
Was hatte ich mir alles ausgedacht an tiefgründigen Weihnachtswünschen, an poetischen Verformungen des alljährlichen Grußes zum Dezemberende. Was wollte ich euch nicht alles schreiben! Und dann kam es eben doch wieder, wie es kommen musste: Ich hatte keine Zeit.

Ich stieg in ein Flugzeug, pünktlich am 21. Dezember. Dennoch hatten wir mehr als eine Stunde Verspätung, sodass ich meinen Anschlussflug von Madrid nach Berlin verpasste und eine ungewollte Übernachtung in Madrid einschieben musste. Dafür lernte ich eine Deutsche koreanischer Abstammung kennen, die gerade in Portugal arbeitet und ebenfalls ihren Flug verpasst hatte. Und da wurde mir mal wieder klar: Jede verzwickte Situation erleidet sich doch zu zweit viel einfacher.

Und dann in Deutschland? Nun, die meisten von euch wissen, wo ich mich wieder herumgetrieben habe. In Ludwigsfelde natürlich und manchmal auch in Potsdam oder Berlin bei meiner Familie und meinen Freunden. Und wie das so ist, verbrachte auch ich dieses Weihnachten die meiste Zeit mit Essen und Schlafen.

Zu Silvester hingegen habe ich mich dieses Jahr dazu hinreißen lassen, mit hunderttausenden von Leuten vor dem Brandenburger Tor zu feiern. Ich hatte ja gedacht, man müsste sich schon während der Proben reinschleichen um eine Chance zu haben, etwas zu sehen, aber richtig voll wurde es erst zu Programmbeginn. Viele klagten trotz der Enge über die Kälte – was wohl die Besucher vom letzten Jahr dazu sagen würden? Und argwöhnisch wurden sämtliche Interpreten beäugt und belästert. Den größten Erfolg zumindest in unserer Ecke hatten übrigens – wer hätte es gedacht? – Marianne Rosenberg und Udo Jürgens! Es scheint doch so, als könnten moderne Technik und Medienberatung nicht gegen das kollektive Gedächtnis mehrer Generationen ankommen.
So richtig Stimmung kam dann allerdings auch erst mit dem Countdown und dem anschließenden Feuerwerk auf. Was ein gelernter Pyrotechniker zusammenkomponiert ist ja auch etwas anderes, als die paar Raketen, die man mit Freunden oder Familie sonst so anzündet. Und meine Angst, von herumfliegenden Böllern verletzt zu werden, war zum Glück unbegründet. Die Sicherheitskontrollen hatten zwar ihren Namen kaum verdient, aber die Leute um uns herum schienen vernünftig genug zu sein, um solche Späße eben gar nicht erst auszuprobieren.

Kurz und gut: Wir haben alles, samt Rückfahrt und nun auch den Rückflug heil überstanden und bereits heute ging es wieder an die Arbeit. Wenn auch nur halb: Ein Schild am Bibliotheksgebäude teilte mir mit, dass wir diese Woche geschlossen haben. Aber man hat ja auch sonst noch genug zu tun in einer Bibliothek, da braucht man gar nicht unbedingt die Nutzer, um die Langeweile zu vertreiben.

Und während wir nun munter auf das spanische Weihnachtsfest am sechsten Januar zugehen, möchte ich die Chance doch noch einmal nutzen, um euch zum frisch gebackenen Jahr alles Gute zu wünschen. Ich hoffe, ihr werdet viel erleben, für das es sich zu leben lohnt. Und ich hoffe, ihr werdet im richtigen Moment die Augen offen haben, um die kleinen Wunder dieser Welt auch zu sehen. Und zuletzt denke ich, ihr werdet mir verzeihen, wenn ich mal wieder wochenlang nicht schreibe. Seid sicher, das ist, weil ich mich mal wieder kopfüber ins Leben gestürzt habe und darin herumtauche. Ihr seid herzlich eingeladen, mitzuschwimmen!


Frohes neues Jahr euch allen!