Man stelle sich vor, es ist Sonntag, 12 Uhr mittags. Die Straßen sind leer. Nur hier und da spielt ein Vater mit seinem Sohn oder geht eine Tochter mit der schon greisen Mutter spazieren. Oviedo gleicht einer Geisterstadt.
Nur eine einzige Straße zieht die Menschen zu sich, wie der Flötenspieler die Ratten. Die Gascona! Normalerweise tummelt man sich hier gegen 20 bis 2 Uhr nachts um nach einem harten Arbeitstag noch eine Sidra zu trinken oder auf das Wochenende anzustoßen. Dabei ist ihre große Konkurrenz die sogenannte „Weinstraße“, die Ruta de los Vinos. Je nach Vorliebe entscheidet man sich entweder für das gepflegte Glas Wein oder für den großen Sidra-Becher und wählt den entsprechenden Aufenthaltsort.
La Preba de la Sidra
Am Sonntag, den 13. Mai hingegen war die Frage schon klar, bevor sie gestellt wurde. Zu einer Zeit, in der auch die beliebte Gascona mit ihren zahlreichen Sidrerien für gewöhnlich leer steht, fand an diesem Sonntag die „Pr(u)eba de la Sidra“ statt. Auch wenn es eigentlich die „Prueba“, also die Probe, wäre, setzen die Veranstalter auch hier auf die traditionelle Mundart Asturiens und schreibt sie auf jedes Plakat: „Preba“. Es ging ja auch gar nicht so sehr um Grammatik, es geht um Geschmack.
Zwölf verschiedene Sidra-Hersteller, stellten ihr Gebräu zur Verfügung, für eine der beliebtesten High-Noon-Trinkveranstaltungen im Jahr.
Die Gascona - so voll wie ein Berliner Weihnachtsmarkt am Adventssonntag
Nicht nur die hochprofessionelle Jury, die das Apfelweingetränk schon an der Farbe, dann am Geruch und schließlich natürlich auch am Geschmack zu werten wusste, kam dabei auf ihre Kosten. Auch der normale Besucher bekam für gerade mal 3 Euro ein Sidra-Glas, ein grünes Halstuch und einen Stimmzettel und dann ging es los.
Professionelle Sidra-Tester
Ob die wohl auch mitgetestet haben?
Jeden einzelnen Stand konnte, beziehungsweise sollte man allerdings nicht besuchen. Zwar leidet die Objektivität, wenn man wie ich, vom Sprachtandempartner geleitet, nur die bekanntlich besten Marken probiert, aber nach nur sechs Testläufen mit zwei-Finger-breiter Glasfüllung wankte man schon ganz beträchtlich hin und her. Daher hielt ich es für besser, auf das Urteil meiner Kollegen zu vertrauen und die restlichen sechs Marken einfach auszulassen. Stattdessen suchten wir uns lieber noch eine Kleinigkeit zu essen und warteten gespannt auf das Ergebnis.
Sieh mal einer an, wo die Stände herkommen!
Hat Oviedo keine eigenen Marktstände, oder warum importiert man die aus Grado?
Der Gewinner war leider nicht derjenige, für den wir gestimmt hatten, sondern der Hersteller Muñiz, auf den nun ein absatzkräftiges Jahr zukommen wird. Denn natürlich wird jede Sidreria den Sieger immer im Regal stehen haben wollen, falls jemand vorbeikommt, der die einzelnen Geschmacksrichtungen tatsächlich unterscheiden kann oder können will.
Der stolze Gewinner
Wir allerdings beendeten diesen Abend noch mit einem Paar Riesenkroketten und ein paar leckeren Kartoffelspalten mit drei verschiedenen Soßen und machten uns dann wieder auf den Weg nach Hause.
Die größten Kroketten, die ich je gesehen habe