Montag, 5. März 2012
Die Narren sind los
Rosenmontag ist schon längst vorbei. Und auch wenn ich persönlich ein bisschen spät dran bin mit meinem Bericht darüber: die Spanier lassen sich keine Minute des feuchtfröhlichen Fests entgehen. Besonders praktisch: Die Umzüge finden hier an verschiedenen Tagen statt.

Während in Avilés bereits am 18 Februar die Straßen gesperrt wurden, um dem Umzug freie Bahn zu geben, waren die Jecken und Narren in Gijón erst am eigentlichen Rosenmontag unterwegs. Und da mischten wir uns dann auch gerne mit unter die Massen. Ohne Verkleidung, wir waren ja nur Zuschauer, aber eigentlich heißt das hier nichts. Bereits im Zug fand ich mich nämlich unter gruseligen Untoten, unter feschen Hexen oder wilden Piraten wieder. Die Kostüme sind hier meistens komplett gekauft worden – mit allen notwendigen Accessoires ausgestattet, um das Bild perfekt zu machen. Der dicke Clown entbehrt natürlich nicht seiner gelben Wasserspritzblume, die Flamenco-Tänzerin schlägt aufreizend ihren schwarz-roten Fächer zusammen und der Zweijährige auf Papas Schultern kann kaum etwas sehen, weil ihm die grauen Dumbo-Ohren immer wieder vor die Augen fallen. Und nicht nur die weiblichen Vertreter der Faschingsanbeter sind hinter den mit schwarzen Lidschatten bemalten Augen und den gepuderten Wangen kaum noch erkennbar – unter den Männern scheint das liebste Kostüm auch das komplizierteste zu sein, denn bestimmt ein Drittel der verkleideten Männer gehen als Frau.

Aber das sind nur Kleinigkeiten im Vergleich zu jenen Karnevalsgruppen, die dann durch die Feststraßen ziehen. Hier wird getanzt gesungen und manchmal sogar gelächelt. Ein besonderer Hit: Laufende Sidra-Flaschen.

Und auch die deutsche Kultur ist vertreten. Unter den allerletzten Festwagen befindet sich nämlich ein schwarzes Puzzle-Auto, deren Mitfahrer die Pappmaschee-Puzzleteile immer wieder abnehmen und anstecken – ein Kunstwerk, dass ich mithilfe der Schriftzüge auf der Frontseite symbolisch als stückweise Zerstörung des Landes durch die Krise verstehe. Und wo bleibt jetzt Deutschland? In der akustischen Untermalung! Denn die Begleitmusik setzt sich aus verschiedenen Songs von Rammstein-Alben zusammen.
Na dann: Helau und Alaaf!