Geplant hatten wir das ja schon vor vielen Monaten. Der Innenhof der Casa de Cultura de Grado sollte mit Gedichten in deutscher Sprache und spanischer Übersetzung ausgestellt werden, zahlreiche bannerähliche Illustrationen sollten von den Wänden hängen, jedes einzelne eine künstlerische Umsetzung der Gedanken, die in den jeweiligen Texten ausgedrückt werden, gefertigt von den Teilnehmern unseres Illustrationswettbewerbs. Von oben herab sollten gedichtbedruckte Blätter regnen, während die Besucher der Auftaktsveranstaltung sinnend gesprochenen Versen lauschen...
Ich fange gerne in Konjunktiven an, wenn es darum geht, meine Pläne und die daraus entstandenen Fakten zu schildern. Fazit ist: Nichts, was ich mir bisher für das „Año Aleman“ ausgedacht habe, ist auch so eingetreten, wie ich es vor meinem inneren Auge gesehen habe. So sind die hochaktuellen Gedichte deutscher Herkunft nun doch fast oder mehr als 100 Jahre alt, damit wir nicht etwa gegen das Urheberrecht der Autoren verstoßen. Sowieso konnte ich nur aus dem begrenzten Fundus der überhaupt ins Spanische übersetzten Texte auswählen und um auch die Übersetzerrechte zu beachten, musste ich mich auf den einen Übersetzer beschränken, der mir sein Ok für die Veröffentlichung in der Ausstellung gab. Die Teilnahme am Illustrationswettbewerb war zunächst so dürftig, dass wir die Größe der einzusendenden Werke von Bannergröße auf Lesezeichengröße heruntersetzen mussten. Demzufolge wirken nun Creative-Commons-Bilder als Blickfang und Ausschmückung der Gedichte, während die Wettbewerbsbeiträge zwar noch zentral ausgestellt, aber doch eher nebenbei zu betrachten sind.
Aber um diese Details geht es ja auch gar nicht. Es geht darum, viele Facetten der deutschen Literaturkultur an das spanische Publikum heranzubringen. Jeder, der auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht hat, am Wettbewerb teilzunehmen, hat auch ein paar der als Anreiz dienenden Verse gelesen. Und die eingegangen Bilder zeigen – auch deutsche Gedichte können berühren, inspirieren und anregen.
Vielleicht hat sich der ein oder andere spanische Künstler ja auch plötzlich den Autoren etwas näher gefühlt und begriffen: Deutschland ist mehr als nur Merkel und Wirtschaftspolitik.
In einer Zeit, in der Deutschkurse hier in Spanien völlig überlaufen sind und jeder zweite Arbeitslose darüber nachdenkt, den deutschen Arbeitsmarkt zu erkunden, kann ein bisschen Kulturvermittlung nicht schaden. Und wo könnte das besser geschehen, als hier in der Casa de Cultura, und wann besser, als im „Año Aleman“?
nadinemes am 19. Januar 12
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