Montag, 15. August 2011
La Semana Grande
Heute ist der 15. August. Laut meinem Vertrag mit dem Leonardo-Amt Hannover, das mein hiesiges Praktikum freundlicherweise finanziert, ist dies mein erster Arbeitstag. Tatsächlich habe ich heute aber doch nur gefaulenzt, denn hier im katholischen Spanien hat Maria Himmelfahrt eben noch eine Bedeutung – und wenn sie nur darin besteht, dass nicht gearbeitet wird. Doch es ist nicht nur dieser eine Tag, der zelebriert wird. Zumindest in Gijon, der Heimatstadt meines Freundes, finden die ganze Woche Veranstaltungen statt. Hier hat man die Möglichkeit, die asturianische Kultur etwas besser kennenzulernen. In volkstümlichen Trachten musizieren verschiedenen Künstler auf althergebrachte Weise. Besonders interessant: Der Dudelsack gehört hier zum traditionellen Ensemble dazu. Begleitet von Klavier, Schlagzeug, Bläsern oder Gitarre spielen die Musiker auf einer kleinen Bühne, während sich vor ihnen auf dem Plaza Mayor ein großer Teil der Stadtbevölkerung tummelt und andächtig den Klängen lauscht.
Wir haben natürlich nicht alle Konzerte gesehen und gehört. Dafür lud das Wetter viel zu sehr zum Strandbesuch ein. Die Strände von Perlora und Rodiles aus dem Buch der verschiedenen Strände Asturiens können wir schon einmal abkreuzen. (Dieses Buch gibt es wirklich! Es liegt im Handschuhfach ☺ ) Perlora ist relativ steinig, mit einen kleinen Meeresbucht, in der sich der Strand befindet. Dafür gibt es im glasklaren Wasser auch winzige Meerestiere zu beobachten und es wimmelt nur so von Steinen, die im Esoterikladen ein kleines Vermögen kosten würden. Zumindest glaube ich, ein paar wertvolle Exemplare gefunden zu haben. Vielleicht auch einen Bernstein, wenn es denn kein rundgeschliffenes Glas sein sollte. Rodiles ist eher der typische Urlaubsstrand. Umso voller waren auch die Parkplätze. Man badet dort in einer sogenannten Ría, für die ich aber keine Übersetzung finden kann, weil es dafür kaum oder gar kein deutsches Äquivalent gibt. Wikipedia hilft in solchen Situationen wirklich weiter:
“Die Ria (gal. ría) ist ein Küstentyp mit einer schmalen und langen, tief in das Land eindringenden Meeresbucht. Im Gegensatz zu Fjord und Förde wurde eine Ria nicht durch Gletscher gebildet. Rias gehen vielmehr aus Flusstälern hervor, die durch Überflutung von Festlandsflächen (Transgression) mit Meereswasser bedeckt wurden, ohne dass diese zuvor von einem Gletscher übertieft worden wären. Sie haben daher meist flachere Küstenverläufe und geringere Buchttiefen als Fjorde.”
(http://de.wikipedia.org/wiki/Ria)
Man beachte beim Baden unbedingt, dass es in solchen Gewässern unterirdische Strömungen gibt, die einen gerne auch auf’s Meer hinausziehen. Allerdings sind sie gekennzeichnet und das Schwimmen ist dort verboten. Die Spanier halten diesen Strand für riesig, denn hier sin des meist eher kleine Buchten, die zum Wasser führen. Im Gegensatz zu kilometerlangen Ostseestränden ist er natürlich winzig, aber das sei mal dahingestellt.
Das war also unsere Semana Grande. Nur eines, bliebe noch unbedingt zu ergänzen: Das Feuerwerk in Gijon. Man stelle sich vor, man gehe des Nachtens durch eine Stadt mit etwa 277000 Einwohnern. Von überall strömen Leute herbei. Und das liegt nicht an der kleinen süßen Ausstellung über das Ecosystem Wald. Auch nicht – wenn auch schon eher – an dem abendlichen Fußballspiel Real-Madrid gegen Barcelona (2:2), welches in zahlreichen Kneipen gesendet wird, sondern an der Vorfreude auf das alljährliche Feuerwerk, das hier vom Strand aus besehen werden kann. Nun richten sich alle Blicke erwartungsvoll zur San Lorenzo Strand. Und siehe da: Die Lichter der Strandpromenade “El Muro” erlöschen und zwischen dem Meer und den tiefhängenden Wolken steigen über 25 Minuten lang Raketen in die Höhe in einer Choreografie aus Dunkelheit und Licht, in den schönsten Farben und Formen.




Die Menschenmassen erwarten das Feuerwerk





Feuerwerk über Gijón