Donnerstag, 11. August 2011
Rio de Janeiro liegt in Asturien
Zumindest kommt es mir manchmal so vor, wenn ich aus unserem kleinen hellen Wohnzimmer aus dem Fenster in Richtung Gebirge schaue. Dort nämlich steht eine riesige Jesusfigur, die ganz Oviedo überschaut und des Nachtens durch kräftige Scheinwerfer bestrahlt überall zu sehen ist.
Oviedo selbst hat sich bei meiner Ankunft von seiner besten Seite gezeigt. Während es gegen vier Uhr nachmittags in Madrid noch 25 Grad und eitel Sonnenschein gab, tauchte der Flieger nach Oviedo bei Landen durch dicke Wolken hindurch, die sich über dem Land ergossen. Dafür war der Wochenanfang umso schöner. Bei einem ersten Rundgang in meinem neuen Wohnort war der Himmel wieder blau, die Straßen gut gefüllt mit dem spanientypischen Geschnatter und überall lag das Gefühl von Urlaub in der Luft. Natürlich können wir uns derzeit noch nicht auf die faule Haut legen. Obwohl unsere Wohnung vollmöbliert ist, fehlte es natürlich hier und da noch an Kleinigkeiten. Daher ging es erst mal zum nahegelegenen IKEA – dem einzigen (!) hier in Asturien. Außerdem sind wir seit Dienstag offiziell in Oviedo angemeldet, haben bereits den Kühlschrank und Vorratsschrank gefüllt und einen Internetanschluss beantragt. Das wird auch Zeit, denn bei der Suche nach einer guten WLAN-Verbindung in der Stadt waren wir leider nicht sehr erfolgreich. Am Busbahnhof, der nur wenige Minuten von uns entfernt liegt, hat man manchmal Glück, was das angeht. Allerdings ist es nicht der Bahnhof, der mit Internet ausgestattet ist, sondern die Busse selbst. Sobald also ein entsprechendes Gefährt im Busbahnhof einfährt hat man genau so lange Zeit, seine Verbindung aufzubauen, bis die Passagiere ihre Koffer verstaut und eingestiegen sind. Sobald er wegfährt, ist der Traum wieder vorbei. Wie lange das dauert? Schätzungsweise 2 Minuten. Bei der langsamen Verbindung gerade genug Zeit, um das Postfach zu öffnen, eine Mail zu schreiben und kurz vor dem Senden mit der Faust auf die Bank zu schlagen, weil der Bus schon wieder abgefahren ist. Zumal diese Möglichkeit einen auch zu merkwürdigen Verhaltensweisen veranlasst – etwa, auf dem gesamten Busbahnhof auf und ab zu gehen, um zu sehen, wann der nächste Bus kommt, ob dieser Bus „WIFI“ hat und den Laptop im Stehen immer wieder eine neue Verbindung suchen zu lassen. Ich nenne das jetzt mal „WIFI“-Hopping. Und ich kann euch sagen, diese neue Sportart macht keinen Spaß!

Erste Eindrücke von Oviedo:








Folge den Farben des Regenbogens!
Das ist schon ein ziemlich großer Schritt, das Studium zu beenden, die Wohnung aufzugeben, die Hälfte des eigenen Hab- und Guts bei den Eltern zu verstauen, und den Rest wegzugeben oder in die drei Koffer zu packen um dann zu einem sechsmonatigen Praktikum in Spanien aufzubrechen. Wie gut, dass ich in den letzten Monaten zu beschäftigt war, diesen Plan ernsthaft infrage zu stellen. Ich tue es auch jetzt nicht. Allerdings wird mir jetzt bewusst, was das bedeutet. Zumindest ansatzweise – der Rest ergibt sich wohl erst in den nächsten Wochen.
Ich sehe es aber als ein gutes Zeichen, dass sich sämtliche kleine und größere Probleme, die noch vor einigen Tagen zwischen mir und meiner Spanienreise standen, inzwischen in Wohlgefallen aufgelöst haben. Auch ist der Beginn dieser Reise bisher außerordentlich gut verlaufen. Kein Stau auf der Autobahn, kein langes Anstehen am Check-In-Schalter – dank online-Check-ins und eines heroischen Papas, der sich in die Schlange drängelt um nach dem entsprechenden Bag-Drop-Schalters zu fragen. Dieser war nämlich gar nicht besetzt, sodass wir von der Iberia-Mitarbeiterin vorgelassen und zuerst bedient wurden. Entgegen meiner vorherigen Vermutung hat mich dafür auch kein Mitreisender geköpft – oder zumindest böse angesehen. Die ausgedruckten Tickets, die ich bei der Sicherheitskontrolle erst mal im grauen Kasten vergessen hatte, wurden mir ebenfalls wohlwollend zurückgegeben. Und ohne diese kleine Schusseligkeit hätte ich wohl den Lacher des Tages verpasst: Als ich auf Anfrage hin meinen Namen nannte, meinte der freundliche Sicherheitsbeamte, dass ich das „Messer“ in „Messerschmidt“ aber gesondert einchecken müsste. Haha!
In Madrid angekommen stellte ich erleichtert fest, dass ich doch nicht am Terminal 4S aus dem Flugzeug stieg, sondern gleich im Terminal 4, wo auch mein Anschlussflug nach Oviedo starten sollte. Laut der Aussage meiner besseren Hälfte müsste ich dort „den Farben des Regenbogens folgen“. Die Querstreben dieses Flughafengebäudes sind entsprechend coloriert, sodass man sich statt nur an Buchstaben und Nummern eben auch an den Farben seines Abfluggates orientieren kann. Zu schade, dass die nicht mit auf dem Ticket stehen: Terminal 4, Bereich K, Gate 69, Farbe grün. Das wäre doch mal eine Errungenschaft!





So sitze ich nun also unter grünen Balken, warte auf den Flieger, der mich in Asturiens Hauptstadt bringen soll und schreibe in der verbleibenden Zeit noch ein paar Zeilen.
Mal sehen, wann ich diese veröffentlichen kann. Denn bisher ist das Thema Internet noch ungeklärt. Aber solange kann es ja nicht dauern, bis ich wieder „erreichbar“ und „online“ bin – zurück in der virtuellen Zivilisation. Und bis dahin genieße ich mein kleines Abenteuer.